Biodiversität in der Waldwirtschaft

Der Tiroler Landesforstdienst präsentiert am internationalen Tag der Biodiversität eine mit unterschiedlichen Partnern und Stakeholdern erarbeitete Biodiversitätsleitlinie mit neun praxisnahe Maßnahmenvorschlägen.

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde. Geprägt wurde er durch den Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714). Angesichts einer damals drohenden Ausbeutung von Wäldern gegen Ende des 17. Jahrhunderts beschloss er in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“, dass nur mehr so viel Holz eingeschlagen werden solle, wie durch Aufforstung nachwachsen kann. Mit diesem Gedanken war der Grundstein gelegt für eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Besonders in Zeiten des Klimawandels erhält dadurch das Thema Biodiversität auch in der Forstwirtschaft immer mehr Aufmerksamkeit. Der Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen macht auch vor Tiroler Wäldern nicht Halt.
Klimawandel und Flächenverbrauch und Massenvermehrungen von Schadorgansimen  machen dem Wald Tirols zu schaffen. Wir sind nicht nur wirtschaftlich auf einen stabilen und klimafitten Wald angewiesen. Zum Schutz vor Naturgefahren ist es unerlässlich einen gesunden Bestand oberhalb von Siedlungsgebieten zu erhalten. Nur genetisch vielfältige, artenreiche Wälder können diese Herausforderungen meistern und angemessen auf unterschiedliche Situationen reagieren.

Aus diesem Grund hat der Tiroler Landesforstdienst nun gemeinsam mit Tiroler Waldverband, Abteilung Umweltschutz und anderen Stakeholdern eine „Biodiversitätsleitlinie für die Wälder Tirols“ herausgegeben. Sie beinhaltet zahlreiche praxisnahe Maßnahmenvorschläge, wie die Biodiversität im Wald durch eine aktive und nachhaltige Waldwirtschaft gestärkt werden kann. Unter anderem werden auch die Naturwaldzellen des Tiroler Forstvereins beworben, welche für störungsempfindliche Arten eine Rückzugsmöglichkeit bieten.

Oft kann schon durch ganz einfache Maßnahmen oder durch geschicktes Unterlassen wichtiger Lebensraum geschaffen werden.

DI Kurt Ziegner (Vorstand der Abteilung Forstplanung)

Bei der Leitlinie setzt der Landesforstdienst nicht nur auf Prozessschutz sondern auch auf das aktive Gestalten inmitten von Wirtschaftswald. Beispielsweise ist das Belassen von Bäumen mit Spechthöhlen eine einfach umzusetzende Maßnahme. Aber auch Maßnahmen für besonders engagierte Waldbesitzer:innen werden vorgestellt. Beispielsweise das Ausgestalten eines strukturreichen Waldrandes, welcher sowohl Lebensraum für Offenland- als auch Waldarten bietet.